Packrafting auf der Isar von Krün nach Vorderiß

Es war noch dunkel als ich in Krün ankam. Ich stehe gerne früh auf und liebe es morgens die Natur für mich allein zu haben. Und tatsächlich, auf der ganzen Isarfahrt habe ich keinen anderen Menschen oder Boote gesehen. Nur 2 bis 3 Autos, die auf der nahegelegenen Mautstraße fuhren, erinnerten an die Zivilisation.

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Der GPX Track. Erstellt mit qlandkartegt. Daten von OpenTopoMap – Veröffentlicht unter ODbL

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Packraftaufbau im Dunkeln.

Es ist stockdunkel als ich das Packraft aufbaue. Am Vorabend habe ich den Rucksack für die Tour fertig gepackt und den Wasserstand (ca. 50cm am Rißbachdüker) nochmal überprüft. Die Idee für die Tour habe ich von dem schönen Blog mit-sack-und-packraft.de . Im Blogeintrag vom 15.09.2015 wird die Tour bei einem Pegel von ebenfalls 50cm (Rißbachdüker) beschrieben. Die Pegel kann man entweder über www.kanu-info-isar.de oder direkt beim Bayerisches Landesamt für Umwelt (www.hnd.bayern.de) in Erfahrung bringen. Der Pegel ist deshalb relativ hoch weil, es Sanierungsarbeiten am Kanal zwischen Krün und dem Walchensee gibt. Die Wartungsarbeiten sollen bald (29.09)  beendet sein, deshalb will ich dieses Wochenende die einmalige Möglichkeit nutzen die Isar bei voller Wassermenge zu genießen.

Der Kanal ist notwendig um den Walchensee mit Wasser zu versorgen. Letztlich wird das Wasser über das Walchenseekraftwerk in den Kochelsee geleitet. Danach geht es über die Loisach wieder in die Isar. Rund um die Isar gibt es ein sehr komplexes Kanalnetz. Bei dieser Tour merkt man von diesen massiven Eingriffen in die Natur gottlob nichts.

Als ich mit den Vorbereitungen fertig bin ist es schon hell genug um die Packrafttour auf der Isar zu beginnen. Die Natur ist hier wirklich schön, die Isar kann ihr Bett an vielen Stellen noch selbst suchen und ist ein richtiger Wildfluss. Allerdings setze ich immer wieder im flachen Wasser auf Steinen auf. Ich muss häufig aussteigen und das Packraft zu einer etwas tieferen Stelle tragen. Der Unterboden des Packraft musste bisher noch nie so viel einstecken wie hier. Das Packraft ist jedoch stabiler als ich dachte, am Ende kann ich an der Unterseite keine Schrammen oder Schäden feststellen.

Nach der Beschreibung von mit-sack-und-packraft.de habe ich mir die Tour wasserreicher und wilder vorgestellt. Ich frage mich, wie die Wasserverhältnisse hier wären, wenn der Kanal in Betrieb wäre. Trotzdem macht die Tour viel Spaß. Es gibt immer wieder lange und schnelle Passagen bei denen ich nicht auf Grund setze. Wenn sich die Isar verzweigt, ist es immer wieder ein Ratespiel den richtigen Seitenarm zu erwischen. Ich habe das Gefühl beständig besser bei der Flussnavigation zu werden.

Es liegen immer wieder Baumreste im Flussbett, die man aber frühzeitig erkennt und gut umfahren kann. In den engen Kurven hat sich an einigen Stellen viel Treibholz angesammelt. Eigentlich ist auf der gesamten Strecke volle Konzentration gefordert, um nicht aufzusetzen oder in einem Treibholzverhau zu landen. An einigen Stellen ragen Büsche vom Ufer in den Fluss. Allerdings ist dort auch häufig die Strömung am stärksten und das Wasser am tiefsten. Die Wahl zwischen durch Büsche fahren und Aufsetzen ist nicht immer einfach.

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Auf der Strecke wechseln sich breite Kiesbänke, hohe Kiesabbrüche und schnelle enge Kurven mit Treibholz beständig ab. Je länger die Tour dauert, desto weniger Probleme habe ich mit dem Aufsetzen. Ich frage mich warum und ob das an Zuflüssen liegen kann. Die Fahrt macht ohne ständiges Aufsetzen so richtig Spaß, Pause lege ich daher nicht mehr ein. Viel zu schnell komme ich in Vorderiß an.

An der Straßenbrücke beende ich die Tour und mache mich zum Mauthäuschen auf, um von dort zurück nach Krün zu trampen. Nach 10 Minuten finde ich eine sehr nette Mitfahrgelegenheit und werde in Krün raus gelassen. Auf dem Weg zum Parkplatz an der Isar überquere ich den sanierungsbedürftigen Kanal: Er ist gar nicht mehr sanierungsbedürftig, sondern sieht wie neu aus und ist mit Wasser gefüllt. Offensichtlich wurde der Kanal früher als geplant wieder in (Test?)-Betrieb genommen. Jetzt erklärt sich auch die Diskrepanz zwischen dem Bericht auf mit-sack-und-packraft.de und dem mickrigen Wasserstand meiner Befahrung. Letzte Zweifel werden bei einer Internetrecherche beseitigt. Der Kanal wurde wohl am Vorabend in Betrieb genommen und dann am Morgen immer weiter mit Wasser versorgt. Der Pegel ist an meinem Befahrungstag von über 50cm auf unter 35cm gefallen, was man an der Grafik gut erkennen kann:

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Grafik vom Pegel Rissbachdüker mit freundlicher Genehmigung von der Hochwassernachrichtenzentrale, Hochwasservorhersage Donau und Inn, Gebietshydrologie vom Bayerischen Landesamt für Umwelt http://www.lfu.bayern.de

 

Was ich bei dieser Tour gelernt habe:

  1. Pegel kurz vor Abfahrt nochmal überprüfen (dem bis dahin leichten Rückgang hätte ich allerdings keine Beachtung geschenkt)
  2. Ein Trockenanzug muss her. Regenhose, Regenjacke und Surfschuhe sind zu kalt und werden zu nass für eine Fahrt um diese Jahreszeit.
  3. Vorurteile gegen Mercedesfahrer abbauen. Von den letzten drei Mitfahrgelegenheiten beim Trampen waren zwei Mercedesse dabei.

2 Gedanken zu “Packrafting auf der Isar von Krün nach Vorderiß

  1. Danke für den schönen Bericht. Wir sind die Tour am Samstag nochmal gefahren, bei optimalem Wasserstand. Da haben wir ja gerade noch Glück gehabt! Ich hatte es dann auf den hnd-Seiten verfolgt, wie der Pegel steil abgefallen ist, sehr schade.
    Viele Grüße,
    Juliane (mitsackundpackraft)

    • Hallo Juliane,

      ich habe in Deinem Blog die Email-Benachrichtigung aktiviert. Ich habe deshalb schon gesehen, dass Ihr ein besseres Timing hattet als ich.
      Ich freue mich schon auf weitere Blogeinträge zu Eurer Packrafttour am Saimaa See.

      Schöne Grüsse
      Andi

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