Miniabenteuer vor der Haustür: Packraft auf der Würm

Man denkt man kennt schon alle schönen Plätze in seiner näheren Umgebung und dann entdeckt man immer wieder was wunderschönes Neues. Dann fragt man sich warum hab ich das nicht schon früher gemacht.

Diesmal habe ich an einem herrlich sonnigen Herbstnachmittag Anfang Oktober etwas Zeit und entschließe mich spontan mit dem Packraft vom Starnberger See aus der Würm ein Stück zu folgen.

Die Würm ist der Abfluss des Starnberger Sees und führt letztlich zur Isar. In und um München ist sie stark kanalisiert und versorgt die Kanäle um die Schlösser Nymphenburg & Schleißheim und den Olympiasee mit Wasser. Der Starnberger See hieß bis 1962 Würmsee. Der geniale Dokumentarfilmer Dieter Wieland hat der Würm 1976 einen Film gewidmet: „Ein barockes Kanalsystem„. Der Film kann in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks abgerufen werden. Apropos Dieter Wieland, auf der Seite über Dieter Wieland des BR lassen sich viele seiner Filme anschauen. Fast jeder seiner Filme hat meinen Blick auf Bayern und die Welt verändert, aber besonders die Filme „Unser Dorf soll häßlich werden“, „Grün kaputt“ und „Der Jodlerstil“ sind einzigartige Meisterwerke.

Los geht die Packrafttour an der Uferpromenade von Starnberg. Am östlichen Ende hat man am Kiesstrand Platz um das Boot in Ruhe aufzubauen. Am See geht es dann in Ufernähe Richtung Osten. Dort ist das Ufer für Normalsterbliche unzugänglich, da hier diverse Segelclubs residieren. An der Stelle, wo der Starnberger See in die Würm übergeht, gibt es eine Fußgängerbrücke aus Holz. Die Brücke ist eine Klappbrücke, da dahinter noch der Segelhafen angelegt ist.

Klappbrücke zur Würm

Klappbrücke zur Würm

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Brücke wird geöffnet

Durch das Hafengelände fährt man gerade durch Richtung Autobahnbrücke. Die Durchlässe unter der Brücke sind schon von weitem zu sehen und zu meinem Entsetzen durch senkrechte Eisenträger versperrt. In der ganz rechten Röhre gibt es jedoch einen Durchlass, dies sieht man aber erst relativ spät. Ich vermute, dass in der Zeit, in der das Befahren der Würm verboten ist, auch hier Eisenträger eingesetzt werden. Die Fahrt unter der Brücke in der langen Kanalröhre empfinde ich als ziemlich unheimlich und bin froh als ich auf der anderen Seite angekommen bin.

Die Fahrt in der Röhre unter der Autobahnbrücke ist unheimlich

Die Fahrt in der Röhre unter der Autobahnbrücke ist unheimlich

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Auf der anderen Seite erwartet mich eine andere Welt. Man hört zwar noch kurze Zeit die Straße, aber das schilfbewachsene Ufer und der schöne Flusslauf, versetzen mich schnell in Wildnisstimmung. Die Würm wirkt hier sehr natürlich, gelegentlich geht es durch ein paar kleinere See. Man taucht in eine atemberaubende Urlandschaft ein. Unvorstellbar, dass dieses Land mal über all so ausgehen hat und was an Natur und Landschaft unwiederbringlich zerstört wurde.

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Die meiste Zeit hat die Würm kaum Strömung. Nur an wenigen, sehr flachen Stellen, gibt es eine größere Strömung. Es ist daher prinzipiell möglich umzukehren und die Würm wieder flussaufwärts Richtung See zu befahren. Ich habe das an einer flachen schnell fließenden Stellen versucht, dies ist allerdings sehr mühsam, aber diese Stellen sind sehr kurz.

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Natürlich hat man Samstag Nachmittag so einen schönen Flusslauf nicht für sich allein. Jetzt, Anfang Oktober, hält sich die Anzahl der Besucher in Grenzen und stören das Naturerlebnis nicht. Überrascht bin ich, dass die meisten anderen Paddler Stand Up Paddler sind, also auf einer Art Surfbrett stehen und sich mit einem langen Paddel fortbewegen.

Auf der Würm sehe ich eine Reihe von Tieren: Eine Ente, drei Schwäne (2 Eltern & 1 Jungtier), jede Menge andere kleine und große Vögel, eine Libelle, einen großen Fisch und die Fraßspuren von Bibern. Am Flusslauf gibt es einige am Ufer angelegte Plattformen aus Holz. Bei der ersten dachte ich noch, da hat sich jemand eine schöne Badeplattform angelegt. Bei der nächsten hatte ich dann schon Zweifel an dieser Theorie und bei der dritten schon Gewissheit: Dort saß ein Angler. Es waren also Plattformen die Angler angelegt haben. Angeln und Naturschutzgebiet, um zu verstehen wie das zusammen passt, muss man wohl Bayerischer Umweltminister sein.

Biberspuren

Biberspuren

Angeln und Naturschutzgebiet: Im Jagdparadies Bayern kein Widerspruch

Angeln und Naturschutzgebiet: Im Jägerparadies Bayern kein Widerspruch

Nach Durchfahren des letzten und größten Sees wird man durch Autolärm wieder an die Zivilisation erinnert. Man hat Leutstetten und die Landstraße (St2063) durchs Mühltal erreicht. Wer vor hat zurück zu paddeln sollte bei der Brücke umkehren, da das weitere Stück eine zu hohe Strömung hat, um gegen den Strom mit dem Packraft zu paddeln (zumindest für mich).

Ich fahre unter der Brücke durch und folge dem flachen schnellen Gewässer. Auf der gesamten Strecke gab es keine Grundberührung. Kurze Zeit darauf ist auch für mich die Flussfahrt zu Enden. Planmäßig verlasse ich an der zweiten Brücke auf der Strecke die Würm. Zu meiner Überraschung gibt es hier keine wirklich gut geeignete Aussetzstelle. Ich entschließe mich vor der Brücke rechts anzulanden. Die Stelle ist dafür gut geeignet, jedoch gibt es keinen Platz das Boot zusammenzupacken. Ich steige daher mit Boot die mit Brennnesseln bewachsene Böschung zur Straße hinauf und überquere die Brücke. Am Beginn des Fahrradwegs Richtung Starnberg kann ich das Boot bequem abbauen.

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Hier kann man das Boot bequem abbauen und zurück wandern

Ich folge dem Weg zurück Richtung Starnberg. Da der Weg (vor allem später) der Landstraße folgt, ist die Wanderung kein Naturgenuss, aber es gibt dennoch ein paar sehenswerte Dinge am Wegesrand zu bestaunen. Nach knapp einer Stunde Fußweg ist man wieder in Starnberg.

Unbewohntes wunderschönes Haus am Wegesrand

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Kein Trinkwasser, aber dennoch ein Ort der Menschen mystisch anzieht

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Der Sinn von tibetanichen Gebetsfahnen in Bayern wird mir immer verschlossen bleiben

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Mystik oder Kitsch?

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Die Autofahrer rasen an der schönen Kapelle achtlos vorbei

Zurück am Starnberger See

Zurück am Starnberger See

Weitere Infos zur Befahrung der Würm finden sich unter: http://www.kanu-info-isar.de/wuerm.htm

Die Tour fand bei einer Wassermenge von knapp 3 m³/s gemessen in Leutstetten statt.

blau: Packraft rot: Fußweg zurück

blau: Packraft
rot: Fußweg zurück
Erstellt mit qlandkartegt. Daten von OpenTopoMap – Veröffentlicht unter ODbL

 

 

 

 

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