Berg Bergwerks Bergwanderung im Wetterstein

Im Wettersteingebiet rund um die Zugspitze wurde seit vielen Jahrhunderten nach Metallen gesucht. Bei dieser Wanderung möchte ich erkunden, ob es noch Spuren der alten Bergbautätigkeit gibt. Beim Studieren der Karte des Wettersteingebiets sind mir schon immer Ortsnamen aufgefallen, die in diese Richtung deuten. „An den Erzgruben“ und „Knappenhäuser“ sind ziemlich eindeutig, aber auch „Hammersbach“ und „Schmölz“ stehen für Bergbautätigkeiten.

Ich starte kurz nach 7 Uhr in Hammersbach. Es ist ein wunderschöner Herbsttag vorhergesagt, dennoch bin ich erstaunt, dass der Wanderparkplatz in Hammersbach schon gut gefüllt ist. Viele frühen Wanderer haben einen Helm dabei. Wahrscheinlich geht es über das Höllental zur Zugspitze. Auch ich gehe Richtung Höllentalklamm. Kurz vor der Eingangshütte in die Klamm zweige ich nach rechts auf den Stangensteig ab.

Als der Weg ausgesetzter wird gibt es in der Felswand zwei Stollen, die parallel zum Weg verlaufen und diesen wieder erreichen. Mir sind diese Stollen schon bei der letzten Wanderung in die Höllentalklamm aufgefallen, weil sie für eine herrliche Abwechslung beim Wandern mit Kindern sorgen. Diesmal entdecke ich das Schild, das den Sinn der Stollen erklärt:

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Eingang zu einem der zwei Umgehungsstollen am Stangensteig

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In der Bildmitte ist am Kamm die Aussichtsplattform AlpspiX zu erkennen

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Gleitschirmflieger noch früh am Morgen

Ich folge dem Weg weit oben über der Klamm. Bevor der Weg runter zur steinernen Brücke führt (etwa an er höchsten Stelle), gehe ich weglos steil nach oben. Ich muss mich über Geröllfelder und durch Latschenfelder kämpfen. Mein Ziel ist die steile Felswand am Waxenstein. An einem Pfeiler der Materialseilbahn soll es einen alten Stollen geben. Das Gelände ist sehr steil, man sollte hier wissen was man tut.

Der kreisrunde Eingang zum kurzen Stollen

Der kreisrunde Eingang zum kurzen Stollen am Waxenstein

Nach etwas suchen am falschen Pfeiler finde ich schliesslich ein kreisrundes Loch im Felsen. Als ich es betreten will ist die Enttäuschung gross. Der Stollen geht nur wenige Meter in den Felsen, man kann das Ende sofort erkennen.

Wenigstens geht es runter einfacher. Einen Teil der Strecke zurück zum Weg kann ich über ein Geröllfeld abfahren.

Weiter geht es über die eiserne Brücke. An der Brücke bin ich ganz allein. Der Blick in die Tiefe ist unbeschreiblich. Ich kann mich vom Ausblick in die Klamm weit unter mir kaum lösen.

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Blick in die Höllentalklamm von der eisernen Brücke

Beim Weiterwandern auf dem Stangensteig muss man aufpassen. Der Abzweig Richtung Knappenhäuser ist schmal und nicht ausgeschildert. Man sieht sofort, dass der Weg nicht stark begangen wird. Es gibt einige Drahtseile zur Absicherung, diese sind jedoch nicht mehr sicher und liegen zum Teil lose am Boden. An einigen Stellen sind bequeme Trittstufen in den Fels geschlagen. Bald erreicht man eine Stelle bei der zwei dicke Drahtseile talwärts führen: Die Reste einer alten Materialseilbahn. Hier bin ich mir über den Wegverlauf nicht mehr sicher und folge einer Spur steil nach oben. Ich kämpfe mich zur Plattform der alten Materialseilbahn hoch. Im Gegensatz zum Kleinststollen am Waxenstein hat sich hier der Aufstieg mehr als gelohnt. Vor mir liegt ein Trümmerfeld aus bizarren alten Maschinenteilen aus Eisen.

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Ende der still gelegten Materialseilbahn

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Stollen unter den Knappenhäusern

Dahinter ist der Berg von Stollen durchzogen. Im Inneren ragen alte Maschinenräder aus dem Schutt. Ein echter lost place! Schilder verbieten das Betreten der Stollen und weisen auf die Lebensgefahr hin. Die Warnung ist nachvollziehbar. Der Berg ist ziemlich durchlöchert. Die alten Stützziegelmauern sind marode. Ich betrachte die Szenerie deshalb fasziniert von aussen. Eine unglaublich schöne Stelle für Menschen die marode Industriedenkmäler lieben. Der Platz scheint wenig frequentiert zu sein, denn moderner Müll findet sich praktisch nicht.

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Weiterer Stolleneingang unter den Knappenhäusern

Auf dem weiteren Weg zu den Knappenhäusern stosse ich auf weitere Stolleneingänge. Das Betreten ist verboten, wird aber nicht verhindert. Natürlich halte ich mich an das Verbot und fotografiere nur von aussen. An den Knappenhäusern wähle ich den Weg Richtung Hupfleitenjoch.

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Weg zum Hupfleitenjoch

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Das rötliche Gestein ist ungewöhnlich und deutet darauf hin, dass hier Metalle lagern.

Am Hupfleitenjoch ist mächtig was los. Viele Wanderer sind sicher mit der Gondel der Alpspitzbahn hoch gefahren. Ich mache kurz Pause und gehe dann runter in den Kessel des Hupfleitenjochs. Hier soll mit die ältesten Spuren des alten Bergabbaus geben. Relativ schnell finde ich einen kurze Probestollen.

Nach längerem Suchen fällt mir ein kleiner Hügel aus Steinen mit wenig Bewuchs auf. Und siehe da, daneben gibt es einen tiefen Schaft. Ohne Seil und Aufstiegshilfe kann der Schacht nicht erkundet werden

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Die alte Abraumhalde ist gut zu erkennen, gleich daneben gibt es ein tiefes Loch

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Alter Schacht am Hupfleitenjoch

Ohne Seil und Aufstiegshilfe kann der Schacht nicht erkundet werden. Es soll hier noch mehr unter Latschen versteckte Stollen geben, ich finde jedoch keinen mehr. Ich gehe weiter Richtung Osterfelderkopf. Es kommen mir jede Menge Seilbahnfahrer entgegen. Ein Seilbahnfahrer trägt sein Gepäck in einer Plastiktüte.

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Informationstafel auf dem Weg zur Seilbahnstation

Die Seilbahnstation erinnert eher an ein Eventgelände oder einen Freizeitpark als an ein Naturerlebnis. Alles ist bunter und lauter als es sein müsste. An einer Felswand übt eine Hundertschaft das Klettern. An einem Hügel gibt es Tandemgleitschrimstarts wie am Fließband. Und dann der AlpspiX: 10 Sekunden Aussicht geniessen und dann drei Minuten bis das Beweisfoto so ist wie man es sich vorstellt. Beweis wofür? Dass man mehr Kohle als Kondition hat?

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Blick vom AlpspiX. In der Bildmitte ist (sehr klein) der kleine Stollen am Fusse des Waxensteins zu erkennen

Ich gehe kurz auf den Osterfelderkopf. Man kann gegenüber am Berghang des Waxensteins gut die Stelle erkennen, wo der kleine Stollen zu finden ist.

Nach dem Trubel will schnell auf dem Weg Richtung Höllentalangerhütte. Der Weg durch das Höllentor ist sehr schön. Es geht auf dem gut in Schuss gehaltenen Rinderweg talwärts. Die schönste Stelle kommt kurz vor der Höllentalangerhütte. Auf einer Brücke überquert man eine kleine Schlucht. Unten haben sich grosse Gumpen gebildet. Leider kommt man für eine kleine Erfrischung nicht so leicht nach unten.

An der Höllentalangerhütte ist der erwartbare Betrieb. Mein Speckknödel mit Sauerkraut schmeckt hervorragend. Über die Höllentalklamm gehe ich schnell zurück zum Auto.

Karte

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GPX Track zum nachlaufen: wetterstein_bergwerkstour

Weitere Infos

Die Idee zur Tour stammt von www.gamssteig.de: http://www.gamssteig.de/touren/hoellental-osterfelderkopf.htm

Die Bergwerksstandorte habe ich dem Bayernatlas (bei den Knappenhäusern)  oder dem Buch „Unterwegs in Werdenfels“ von Andreas P. Kaiser (ISBN 9783842332294) entnommen. Das Buch ist allerdings keine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Dafür sind die Ortsbeschreibungen zu vage oder fehlen komplett. Es gibt (fast) keine Lagekarten. Eine Übersichtskarte im Maßstab 1:500.000 ist weitgehend nutzlos. Auch hier fehlt, wie bei vielem anderen im Buch, die Liebe zum Detail. Allerdings kenne ich kein Buch mit ähnlichen Informationen.

Gallerie

 

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