Wer in Inari (finnisch Lappland) ist, muss unbedingt eine kleine Wanderung zur alten Wildnis-Kirche am Pielpajärvi (järvi = See) unternehmen.
Man kann direkt in Inari starten, allerdings muss man gut zwei Kilometer auf der Strasse laufen. Wer über ein Auto oder Fahrrad verfügt, fährt am besten zum eingezeichneten Parkplatz:
Die Wanderung zur Kirche führt durch wunderschöne Wildnis in einer typisch lappländischen Landschaft.
Vom alten Dorf bei der Kirche ist praktisch nichts mehr übrig. Nur die Kirche ist erhalten geblieben.
Die Kirche kann von innen besichtigt werden. Auch den Glockenturm kann man betreten und einen guten Überblick über das Gelände gewinnen.
Das Gebiet um die Kirche ist wunderschön. Im Spätsommer (wir haben Anfang September) kann man es gut im Gras liegend in der Sonne aushalten. Ich glaube nicht an mystische Kraftorte und der gleichen, aber wenn es welche gibt, dann ist das der Platz dafür.
Bei der Wildnis-Kirche gibt es eine Informationstafel, die die Geschichte der Kirche erklärt:
Die Wildmark-Kirche von Pielpajärvi
Die Ausbreitung des christlichen Glaubens nach Inari fand im 16. Jahrhundert statt. Die erste Kapellengemeinde wurde in Inari Mitte des 17. Jahrhunderts gegründet und gleichzeitig begann man mit dem Bau einer Kirche im Winterdorf von Pielpajärvi. Zu den Lebensgewohnheiten der Inari-Saamen gehörte damals das jahreszeitliche Wandern. Vom Frühjahr bis zum Herbst zogen die Familien und Sippen den Jagd- und Fischgründen folgend von einem Lagerort zum anderen. Den Winter über versammelten sie sich dann an ihrem gemeinsamen Aufenthaltsort, im Winterdorf, wo sich auch die Händler und Steuereintreiber zu ihren Besuchen einfanden.
Die erste Kirche von Pielpajärvi wurde 1647 fertiggestellt. Königin Christina von Schweden (1626-1689), Herrscherin über das damals schwedische Finnland, ließ die Kirche nach sich selbst benennen und schenkte ihr zur Einweihung eine Glocke und die Festgewänder des Pfarrers. Schon zur Fertigstellung war die Kirche viel zu klein für die Bedürfnisse der Gemeinde, sie hatte einen Grundriss von nur 6,8 x 5,5 Metern. Ein weiteres Problem war die Abwesenheit des Pfarrers. Damals besuchte der Pfarrer die Gemeinde nur ein- bis zweimal jährlich. Es gab sogar Jahre, in denen der Pfarrer gar nicht erschien.
Die Kirchgänge dauerten im Winter eine bis anderthalb Wochen, im Sommer dagegen nur zwei bis drei Tage. Neben den Gottesdiensten und dem Katechismusunterricht wurden zusätzlich noch weltliche Dinge geklärt. Pfarrer und Kantor belehrten das Volk und unterrichteten die Kinder. Gleichzeitig mit den Kirchgängen wurden die Märkte abgehalten, die Steuern erhoben und oft auch zu Gericht gesessen.
Die Instandhaltung der alten Kirche wurde vernachlässigt, und schon nach 100 Jahren war sie so baufällig, dass Einsturzgefahr bestand. Der Bau des jetzigen Kirchengebäudes begann 1752 unter dem Pfarrherrn Anders Hellander (1712-1757). Fertig gestellt wurde die Kirche im Jahre 1760.
Die lebendigen Jahre
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts suchten die Pfarrer Inari nur selten auf. Zu den Kirchgängen versammelte man sich fünfmal jährlich: dreimal im Winter und zweimal im Sommer. Den ersten Pfarrer mit festem Wohnsitz in Inari bekam man erst 1837 auf Erlass des Zaren. Dieser Erlass besagte, dass der Pfarrer jeden zweiten Sonntag den Gottesdienst abzuhalten, und die saamische Sprache zu benutzen hätte. Die Ankunft eines eigenen Pfarrers ließ das Gemeindeleben auch wirklich aufleben. Jedoch war die Dienstwohnung des Pfarrers in einem so erbärmlichen Zustand, dass einige der Pfarrer ihren festen Wohnsitz nach Utsjoki verlegten.
Das Kirchengebäude wurde gut in Stand gehalten, aber nach Mitte des 19. Jahrhunderts wurden keine größeren Reparaturen mehr durchgeführt. In den folgenden Jahrzehnten verfiel die Kirche immer weiter und Renovierungsarbeiten wurden nicht mehr begonnen. Daraufhin wurde entschieden, eine neue Kirche an der Mündung des Juutuajoki-Flusses zu bauen, wo das Dorf Inari langsam neu entstand und besser an die Handels- und Verkehrswege angebunden war. Nach Fertigstellung der neuen Kirche in Inari im Jahre 1888, wurde die Kirche in Pielpajärvi nicht mehr benutzt. An die Wildmark-Kirche ist kein Friedhof angeschlossen, da die Toten bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts auf zwei Begräbnisinseln im Inari-See bestattet wurden.
Der neue Anfang
Die Wildmark-Kirche von Pielpajärvi wurde 1940 erneut in Gebrauch genommen. Die Kirche im Kirchdorf Inari war zuvor im selben Jahr durch Bombardierungen des Winterkrieges zerstört worden und aus der Kapelle in Ivalo wurde vorüber-gehend eine Kirche. Die Einwohner Inaris entschlossen sich trotzdem, den Mittsommer-Gottesdienst in Pielpajärvi abzuhallten, und daraus entstand eine bis heute andauernde Tradition. Heutzutage werden in der Kirche Gottesdienste zu Mittsommer und zu Ostern gefeiert, und jedes Jahr wählen auch viele Paare Pielpajärvi zu ihrer Traukirche.
Weitere Infos finden sich auf der deutschen Wikipediaseite der Wildnis-Kirche und auf outdoors.fi (englisch).
Vielen Dank für diesen Supertip. Wir sind vorgestern zur Wildniskiche gewandert und fanden sowohl den Weg als auch die Kirche selbst sehr beeindruckend. Viele Grüße, Juliane (mitsackundpackraft)
Hallo Juliane,
viel Spass weiterhin in Finnland/Lappland. Ich heitze gerade die Morgensauna an 🙂 und dann geht es heute abend zurück nach München 🙁
Andi
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