Ich habe einen Vormittag Zeit, die Natur zu genießen und will nicht weit fahren. Die ausgesuchte Wanderung ist ein Geheimtipp und hatte neben toller Natur auch einen kleinen Adrenalinschub zu bieten.
Bei meiner Packrafttour auf der Würm bin ich schon auf das Moor rund um die Würm Richtung Leutstetten aufmerksam geworden. Diesmal soll das Gebiet zu Fuß erkundet werden. Zusammenfassung: Das Moor ist noch schöner zu Fuß zu entdecken als von Boot aus.
Los geht die kleine Wanderung in der Petersbrunner Straße 5 in Starnberg beim Volvo Händler. Da es sich hier sich um ein kleines Gewerbegebiet handelt, gibt es jetzt Sonntag morgen reichlich Parkmöglichkeiten. Ich gehe links am Volvo Händler vorbei Richtung Würm. Das ist eigentlich eine Privateinfahrt, aber da ich niemand störe und auch kein Verbotsschild aufgestellt ist, denke ich, dass es OK ist.
Kurze Zeit später stehe ich an der Würm mit der von mir schon beschriebenen Bade/Fischerplattform. Zu meiner Überraschung sehe ich das einzige mal auf dieser Wanderung einen anderen Menschen: Ein älterer Mann steigt splitterfasernackt aus der winterlich eiskalten Würm.
Ich folge einem Trampelpfad, der der Würm flussabwärts folgt. Bald kommt ein kleines Brücklein. An dieser Stelle zweigt nach links die alte Würm ab. Die alte Würm darf zu keiner Zeit mit Booten befahren werden. Da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt weist ein Schild auf die einzuhaltenden Regeln hin:
Ich folge dem Trampelpfad weiter zum Truhensee. Wenn ich das Schild richtig interpretiere, spielt es jetzt im Januar keine Rolle, ob es sich um öffentlichen Steig handelt oder nicht. An den Spuren im Schnee kann man erkennen, dass der Weg zumindest im Winter wenig begangen wird. Da ich auch sonst niemand getroffen habe und ich die Wanderung nicht in einem meiner zahlreichen „Wanderungen rund um München“ Büchern finden kann, ist es sicher nicht übertrieben von einem Geheimtipp zu sprechen, besonders wenn man bedenkt wie schön hier die Landschaft ist.
Hier sieht man auch den Zweck der Fällaktionen der Biber. Das Fällen der Bäume soll keine Bäche aufstauen, sondern der Biber will an das nahrhafte Kambium.
Am Truhensee ist wieder die alte Würm zu überqueren, aber die Brücke ist in einem jämmerlichen Zustand:
Eine Überquerung kommt auf dem Stamm für mich nicht in Frage. Der Holzstamm sieht nicht sehr vertrauenswürdig aus. Außerdem ist der Balken überfrorenen und äußerst glitschig. Ich suche eine Weile nach einer Alternativquerungsmöglichkeit, finde aber leider keine. Eigentlich müsste ich umkehren, aber dann wäre es eine wirklich sehr kurze Wanderung. Spontan entschließe ich mich die Querung zu wagen. Ich arbeite mich zum Stamm vor, setze mich darauf und dann schiebe ich mich Stück für Stück voran. Das Holz ist kalt, nass und rutschig, ebenso wie bald mein Hintern. Die verbliebenen Nägel im Holzstamm machen das Vorankommen nicht einfacher. Außerdem frage ich mich, wenn der linke Stamm die Lasten schon nicht aushielt, wie lange wird der Rechte das Gewicht wohl halten?
Beim Sturz ins Wasser würden mich die Kälte und Nässe weniger stören. Zum Auto würde ich, wenn ich laufe, vielleicht 10 Minuten brauchen, dort hätte ich es schnell warm. Wirklich schlecht wäre, dass meine schöne neue Kamera hinüber wäre, da sie nicht wasserdicht geschützt ist. Als ich die andere Seite glücklich erreiche habe ich einiges Adrenalin im Blut. Das ist das schöne an Miniabenteuern: Keine Lebensgefahr, aber der Kick ist trotzdem da.
Ich wandere, ziemlich weglos, weiter zum Goldsee. Von dort geht es dann zum Galgensee. Durch das nasse Schilf und der Poporutschaktion auf dem Baumstamm ist meine Jeans inzwischen fast ebenso nass, als wenn ich in der Würm baden gegangen wäre.
Zurück Richtung Starnberg gibt es noch eine Erklärtafel mit einer Landkarte: